Hintergrund

transitstation entstand im Jahre 2003 in London und wurde 2005 in Berlin in eine erweiternde, gesellschaftlich kulturelle Sphäre transportiert. Das bedeutet: transitstation bezieht jeweils die am Ort ansässigen Künstler und Künstlerinnen mit ein, die durch ihre Teilnahme das umfassende Bild von transitstation prägen. Im Folgejahr 2006 fand transitstation in Edinburgh statt und transitstation 2010 ist eine Zusammenarbeit mit der Royal Danish Academy of Fine Arts in Kopenhagen. Die Veranstaltung betritt im April 2010 einen kulturhistorischen Raum. Das Baugerüstsystem als Skulptur bricht mit den strengen, geschichtlichen Zeichen einer anderen Zeit in den Festsälen der Akademie.

Der Besucher wird seine gewohnte Betrachtungsweise weit hinter sich lassen, wenn er in den Aktionsraum transitstation eintritt. Das Kunstwerk dehnt sich aus, weit hinein in unterschiedlichste Arbeitsweisen und Zeitabläufe. Diese stehen im Zusammenhang einer Ausstellungssituation mit einer dynamischen, sich stets verändernden Kette von Aktionen. Die Veranstaltung besteht aus aktiven und interaktiven Aktionen und als solche insistiert sie auf ihre eigentliche Natur: Veränderung. Das Erleben und die Erfahrung ist bereits Veränderung und das Angebot unterschiedlicher Perspektiven ist auch Veränderung, so entstehen unterschiedliche Wahrnehmungsmöglichkeiten.

Wenn der Besucher in der Galerie augenblicklich mit einem Kunstwerk zusammentrifft, ist er häufig in der Position der Stille: das ausgestellte Kunstwerk ist nach Produktion und Transport auf seinem Ausstellungsplatz zur Ruhe gekommen. Scheinbar ist hier ein Prozess zum Stillstand gekommen. Wie ist das möglich? Ein Prozess bleibt ein Prozess, in dem sich die Dinge ändern.

transitstation schafft eine Situation, die das plastische Element des Baugerüstsystems in seiner statischen Form mit der Erwartungshaltung des Betrachters zusammenstoßen lässt, sobald dieser den Ausstellungsraum betritt. Künstler mit verschiedenen Interessen und unterschiedlichen Medien finden mit ihren Arbeiten Berührungspunkte einer scheinbar künstlichen Systemstruktur im Baugerüst oder aber sie übergehen bewusst die skulpturelle Anwesenheit des plastischen Moments. Damit wird die Möglichkeit der Kollaboration erweitert, aber auch befragt. Die Natur des Baugerüstes ist transitiv, denn es existiert in einem provisorischen Zustand. Das Baugerüstsystem zeigt in seinem Aufbau verschiedene Ebenen, Plateaus und Plätze, von denen einige an Ausgänge, Eingänge, Aufgänge und Wege zu erinnern scheinen. Das System im Innenraum ist eine dargestellte Zwischensituation. Ihre Ausgangs- und Endpunkte entziehen sich einer gerichteten Definition. transitstation KünstlerInnen bahnen sich Wege durch die materielle Struktur. Jedoch visuell und immer gleich bleibend und statisch unverrückbar ist das Labyrinth der Gerüststangen und Ebenen.

Die Idee 'Ereignis' basiert auf der Präsenz einer Zuschauergesellschaft. Der Betrachter ist sowohl passiv als auch aktiv am Geschehen beteiligt, und seine Anwesenheit teilt den Raum mit dem Kunstwerk.

Die Aura des Raumes " ...hüllt den Arbeitsprozess ein, in die Gegenwart einer Mikro-Gemeinschaft. Sie empfängt ihn (den Betrachter). Innerhalb der Arbeitsmethodik schafft das Werk im Moment seiner Präsentation in der Ausstellung eine augenblickliche Zuschauerschaft." (Nicolas Bourriaud, Relational Aesthetics, 2002, 58). Jedoch gibt es kaum einen unterschied zwischen dem 'anderen' Produktionsort und der Produktion selbst. Alles ist 'live', ist Da-Sein, eine Situation der Veränderung und der Erfahrung. und in jedem geschaffenen Werk befindet sich die Natur der Beziehung, das Verhältnis zwischen Arbeit und positionierter Frage. Bourriaud sagt: "Das Fundament heutzutage in der Kunst ist das Gegenwärtige vor dem Werk oder mehr noch, in ihm zu sein."      (ibd. 57)

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